Wie sich die Namen ändern

ehemals Raiderlum
Psychogramme um einen toten Pfau

Isabel Bogdan
Der Pfau
Weil ein Pfau blau sieht, ist es mit der Ruhe im idyllischen Tal am Rande der schottischen Highlands schnell vorbei. Der psychopathische Pfau ist der Einstieg und der Angelpunkt, um den sich alles im Debütroman von Isabel Bogdan dreht. In der Geschichte ist er länger tot als lebendig; dennoch wirbelt er eine ganze Gesellschaft durcheinander. Eine Gesellschaft, die ähnlich wie der Pfau, mit ihren psychischen Problemen und Problemchen zu kämpfen hat.
Ein größeres Anwesen in besagtem Tal wird von deren Lord und Lady vermietet; im Zentrum der Geschichte an eine Gruppe von Investmentbankern, die von ihrer Chefin, selbige von ihrem Chef zu einem Teambuilding-Wochenende verdonnert sind. Jeder Einzelne mit seinem Päckchen aus Vergangenheit und beruflicher Anforderung und Überforderung, mit den Zutaten einer gewitzten und tatkräftigen Köchin, die mehr tut als nur kochen und einer Psychologin, der eigentlich nichts so richtig gelingt, aber irgendwie dann wieder doch. Mehr sind es die Zufälle, die die Gruppe näher zusammenbringt und entwickelt, denn die Kunst der Psychologin, oder vielleicht doch, weil sie es schafft, aus dem Hintergrund und fast nebenbei gut zu moderieren?
Bogdan ist es gelungen, nachvollziehbare Charaktere zu entwickeln und sich Gruppendynamiken entwickeln zu lassen; mit Kerngruppe und Nebengruppen, mal näher dran, mal weiter weg zu spielen und ein eigenartiges Geflecht zu entwickeln, das insbesondere durch das, was die Protagonisten nicht preisgeben, verwoben ist.
Irgendwann ist der blauverrückte Pfau tot. Die sich daran entspinnenden (falschen) Vermutungen geben dem kurzzeitigen Zusammenleben aller Beteiligten die Würze der Geschichte; sei es der Lord, der den Pfau tatsächlich auf dem Gewissen hat oder der Hund der Chefin der Truppe, von dem vermutet wird, dass er den Pfau gerissen habe, bis hin zur Köchin, die … aber das würde jetzt zu weit führen.
Das Buch macht dem Begriff des Unterhaltungsromans alle Ehre. Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen nur unterbrochen von einem, wenn auch kurzen nächtlichen Schlaf – das ließ sich dann nicht vermeiden; aber ich meine, selbst im Traum sei ein Pfau ein paar mal aufgetaucht.
Isabel Bogdan „Der Pfau“
Gebundenes Buch: Kiepenheuer & Witsch 2016, ISBN-13 978-3-462-04800-1, 256 Seiten, 18,99 €
Taschenbuch: Insel Verlag 2018, ISBN-13: 978-3-458-36297-5, 247 Seiten, 10,00 €
E-Book: Kiepenheuer & Witsch 2016, ISBN-13: 978-3-462-31536-3, EPUB, 9,99 €
Quelle: Buchkatalog
Was brauche ich wirklich?

Jeden Tag wühle ich mich durch Krimskrams auf der Suche nach etwas, das ich gerade brauche. Und jedes Mal frage ich mich, warum dieser ganze Krimskrams überhaupt da ist? Irgendwann einmal, in grauer Vorzeit, muss ich ihn wohl gekauft, geschenkt oder sonst wie bekommen habe. Warum hebe ich das eigentlich alles auf? Antwort: Man könnte es ja noch mal brauchen. Aber mal ehrlich: ist das ein Grund?
Manchmal wünsche ich mir, ich könnte, ganz in Ruhe, noch einmal von vorne anfangen und nur das mitnehmen, das ich wirklich brauche. Was wäre das wohl? Was würde ich zurücklassen?
Mein Traum ist ein Tiny House mit so um die 30 Quadratmeter. Da passt einfach nicht viel rein. Da müsste ich dann wirklich sehr sorgfältig überlegen, was ich denn nun da rein stelle und was ich wirklich brauche. Ist schon alles etwas aberwitzig: Ich gebe das ganze Geld aus um mir das Zeugs zu kaufen, dann bezahle ich teuere Miete, damit ich den ganzen Kram unter bekomme und muss sortieren und organisieren, damit es mir in der großen Wohnung nicht im Weg steht. Irgendwie unlogisch aber zutiefst menschlich.
Immer wieder samstags
Samstage habe so eine ganz eigne Prägung. Für jeden Menschen wohl etwas anders. Meiner besteht aus viel Schlaf. Spätes Aufstehen und dann noch so zwei oder drei Mal in den Sessel fläzen; noch einmal eine Stunde oder so die Augen schließen. Keine Videokonferenzen, keine Arbeiten, die noch schnell fertig werden müssen. Man könnte, man sollte, man müsste! Ja klar, könnte, sollte, müsste man alles mal machen: Mal wieder die Küche aufräumen. Das Wohnzimmer sieht auch schon wieder aus. Der Wäschesammler; lieber nicht hinschauen. Merkt das jemand außer mir, wenn ich es liegen lasse und stattdessen die Seele baumeln lasse?

Ich gebe zu, manchmal treibt mich die Erschöpfung dazu. Eine Woche mit vielen Terminen, abends viel zu spät ins Bett, morgens mit müdem Kopf wieder aufstehen, dann der Alltag. Ich genieße das Büro zu Hause. Nicht, dass das bei mir der Standard wäre. Aber wenn die Corona-Pandemie in den letzten Monaten für mich etwas Gutes hatte, dann dass mobile Arbeiten. Aber, es hat auch den Arbeitstag in die Länge gezogen. Klar, zwischendurch mal eine Hunderunde, aber schnell war es dann doch abends 19 Uhr und der Tag hatte mal wieder elf Stunden, abzüglich Hunderunde und so dann vielleicht 10 Stunden. Eigentlich hätte ich gerne die ganze Zeit in meiner zweiten Heimat gearbeitet, aber einmal die Woche musste ich dann doch ins Präsenzbüro und dann sind über 500 Kilometer einfach zu weit.
Aber eigentlich war ich ja noch am Samstag dran. Irgendwann so gegen 19 Uhr wird mir dann klar, dass der Einkauf ja noch aussteht und doch einige Geschäfte in einer Stunde schließen. Also Einkaufszettel vervollständigen und los geht’s. Geschäfte strategisch auswählen und meine Runde drehen. Je später der Einkauf, desto leerer die Läden. Wenn ich kein 20-Uhr-Geschäft auf der Liste habe, dann kann das schon mal sein, dass ich erst nach 21 Uhr starte, dann habe ich Kaufland und Rewe fast für mich alleine – wären da im Rewe nicht die Spätpubertierenden, die noch ihren Stoff für den Samstagabend kaufen.
Und während sie Ihren C2H6O genießen, bin ich erstaunt, dass es schon wieder auf Mitternacht zugeht und ich kaum was geschafft bekommen habe. Ich fläze mich dann in meinen Sessel und tue das, was ich am Samstag am liebsten tue: entspannen.
Paywall
Vorweg: Ich bin dafür, dass gute Artikel Geld kosten.
Dennoch kann ich das System, das viele Zeitungsverlage nutzen, nicht nachvollziehen. Ich soll immer gleich ein Abo abschließen. Warum? Es wäre aus meiner Sicht viel einträglicher, wenn für jeden Artikel hinter der Paywall einzel gezahlt werden könnte. Dann würde ich gerne den ein oder anderen Artikel kaufen. Aber gleich ein Abo? Also mach ich ein Probeabo, kündige dann wieder und mache wieder ein Probeabo. Damit bekommt der Verlag kein Geld, aber ich meine gewünschten Artikel.
Ja, ich finde das auch doof, aber ein Abo möchte ich wirklich nicht. Sehr wahrscheinlich würde ich über alle Zeitungen hinweg mehr Geld bei den Verlagen lassen, als mich das eine Abo kosten würde, aber ich könnte mir dafür die Artikel aussuchen. Das Befriedigungsgefühl wäre deutlich höher.
Gut fand ich die Idee, die ich vor einigen Jahren, ich glaube, aus Rumänien hörte. Dort zahlt man an eine Art Zeitungszusammenschluss und dafür kann man sich dann die einzelnen Artikel der einzelnen Medien raussuchen. Ich weiß nicht mehr, ob das dann von der Anzahl der Artikel begrenzt war, aber so eine Flatrate für die deutschen Qualitätsmedien wäre super.

Auf einen Espresso

Gerade mal eben notieren, was mich bewegt, worüber ich nachdenke. Keine langen Artikel, sondern eher skizzierte Gedanken. So lange, wie man für einen Espresso braucht.