Eine weiße Fliege

Eben erfahren, dass ich für einen festlichen Anlass am kommenden Montag einen schwarzen Anzug, schwarze Schuhe, weißes Hemd und eine weiße Fliege benötige. Hoffe, dass der Anzug zu Hause noch passt. Das weiße Hemd gibt´s bei C&A und die weiße Fliege. Bin mal gespannt, ob das hektisch bestellte Exemplar am Montag noch rechtzeitig ankommt.

Gendernismus

Gerade in der FAZ einen wunderbaren Kommentar eines Nutzers mit dem Namen A. Epple zum Thema Gendern gefunden:

„Und was ist mit der Physik? Die einseitige Darstellung.*:in von Positron.*:innen als positiv und Elektron_*:innen als negativ ist purer Teilchenrassismus. Ich werde mich zum Protest_*:in unmittelbar an ein paar Neutron_*:innen festkleben.“

Grauer November

Der November macht seinem Ruf heute alles Ehre. Die Temperaturen sinken und liegen inzwischen bei 12 Grad, der Himmel ist grau verhangen, es weht ein böhiger ruppiger Wind, hier in der Krummhörn, in Ostfriesland, in Norddeutschland. Eigentlich ein November, wie man ihn sich vorstellt, was ja nicht heißt, dass man ihn sich schön vorstellt – also anders als der goldene Oktober. So ist das in den Köpfen verankert und so ist das nun auch mal Realität.

Sauerbraten zum Jahresabschluss

Heute gab es den zweiten von zwei Saubraten. Sie müssen wissen, dass Sauerbraten mit Kartoffelklößen und Rotkraut, auf rheinische Art mit Rosinen, das traditionelle Weihnachtsessen für uns ist. Hier in Ostfriesland kann das schon mal zur Herausforderung werden, wenn man zu spät dran ist. Mir fällt das in der Regel frühestens am Tag vor Heilig Abend ein, oder erst am Heilig Abend. Im Rheinland, wo ich herkomme, ist das dann kein Problem, man geht ins Geschäft und findet noch ein paar Packungen mit eingelegtem Sauerbraten – Weihnachten gerettet. Hier in Ostfriesland gehört das nicht zu den Standardprodukten in der Kühltheke, das ist in den letzten Jahren dann schon mal brenzlig geworden, wenn man dann kurz vor Toresschluss noch durch drei Läden muss um irgendwo eine verlassene Packung aufzutun.

In diesem Jahr wahr ich eigentlich nicht früher dran, erzählte aber irgendwann einer Freundin drüber, die mich zwei Wochen vor Weihnachten auf ein Angebot frischen Rindfleischs aufmerksam machte und anbot, den Braten einzulegen. Vor lauter Begeisterung kaufte ich am Anfang der Weihnachtswoche gleich zwei Bratenstücke und nahm sie eingelegt mit auf die Reise nach Ostfriesland.

Den ersten Braten gab es, wie vorgesehen, an Weihnachten mit ein er ungemein würzigen Soße; an der Beize war wohl deutlich weniger Wasser und mehr Essig als bei den fertig gekauften Sauerbraten. Das Chaosgirl war jedenfalls auch begeister. Das zweite Stück blieb bis heute in der etwas abgeschwächten Beize und bestätigte die Annahme, dass mehr Zeit mehr Geschmack in das Fleisch bringt vollumfänglich. Also heute noch mal Sauerbraten zum Jahreswechsel – ich könnte mich an diese Tradition gewöhnen.

Der Nachtstimmer (Maarten ´t Hart)

Ein etwas eigensinniger Orgelstimmer, eine brasilianische Schönheit, ein anscheinend autistisches Mädchen mit einem besonderen Faible für´s Orgelstimmung und einen ganzen Haufen skurriler, zum Teil missmutiger bis hin zu feindseliger Gestalten, das ist der Stoff des Buches um den sich „Der Nachtstimmer“ des niederländischen Schriftstellers Maarten ´t Hart rankt. Der strenge evangelische Glauben, der das Leben des Autors seit seiner Kindheit prägt, spiegelt sich auch in der Geschichte um den Orgelstimmer Gabriel Pottjewijd wider, wenn er als Ersatzstimmer in ein Dorf im Süd-Westen der Niederlande gerufen wird. Eigentlich will er nur ein paar Tage bleiben und schnell, aber auch gründlich, seine Arbeit erledigen, doch er wird gebeten noch ein zweites, größeres Instrument zu stimmen und der Aufenthalt verlängert sich.

Foto: Norbert Gerhard Bach

Über dem ganzen Roman liegt eine Verstimmtheit – nicht nur der Orgeln wegen. Und, es mangelt nicht an Spannung, wenn Pottjewijd den anderen Bewohnern begegnet, bis hin zu eifersuchtsgeführten Dramahandlungen gegen ihn; ohne. dass der so wenig strategisch denkende, sondern sich eher in schöngeistigen inneren Auseinandersetzungen verlierende Orgelstimmer das wahrhaben will. 

Ein recht spitzbübisch geschriebenes Buch mit viel Liebe zum Detail aus dem Berufsalltag eines Orgelstimmers und mit nicht zu überlesenden Liebesbekundungen gegenüber Deutschland, mit denen das Buch gleich zu Beginn ein Zeichen setzt, dass der in Groningen lebende Pottjewijd seine Landsleute nicht wirklich mag: „Seltsam, dass die Menschen in Ostfriesland, Luftlinie nicht weit von Groningen entfernt, so viel netter und zuvorkommender sind als die Groninger. Denn auch wenn man reimt: 
‚Schön wie die gold’nen Ähren sprießen, 
schuf Gott die Drenter, Groninger und Friesen, 
und aus der Spreu und andren Resten, 
schuf er die Drecksäcke im Westen’, 
kann man nicht sagen, dass Drenter, Groninger und Friesen wirklich nette Menschen wären.“ 

Pottjewijd hadert, mit sich, den Menschen um ihn herum, der brasilianischen Mutter der Tastenhalterin und mit der Ortschaft in der er arbeiten muss, insbesondere mit der nahe an der Kirche liegende Werft die soviel Krach veranstaltet, dass er nur in den Randstunden des Tages oder in der Nacht einen Teil seiner Stimmarbeit erledigen kann. 

Das Buch hat auf seinen 308 Seiten immer wieder überraschende und launige Wendungen und es wird einem selbst bei den vielen Bibel- und Gesangsbuchzitaten und bei den ausschmückenden Reminiszenzen an das umfangreiche Musikwissen des Hauptprotagonisten, nicht langweilig.

Macht viel Spaß zu lesen.

Maarten ´t Hart
Der Nachtstimmer
Roman
Verlag: Piper
Seitenzahl: 308
Erscheinungstermin: 31. Mai 2021
Deutsch
ISBN-13: 9783492070430
ISBN-10: 3492070434
Artikelnr.: 60405984
Preis: 24 Euro

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